[news.00.06] internet @ Schule

Als Lehrer nie eine Maus in der Hand

Moderne Computer sollen endlich an alle Schulen kommen - aber was können die damit anfangen? Bisher fehlen Geräte, Konzepte und Fach-Lehrer - zum Beispiel am AG

taz Bremen Nr. 6158 vom 3.6.2000

Der Nachholbedarf bei der Qualifikation an moderner Medien-Technologie ist allgemein: Bundeskanzler Gerhard Schröder sucht Profil mit einer "Green-Card"-Aktion, die vor allem bildungspolitische Versäumnisse der letzten Jahre zu korrigiert. Bremens Bildungssenator Willi Lemke macht Woche für Woche Schlagzeilen mit derselben Meldung: Computer müssen an die Schulen! Aber was können die Schulen mit den Computern machen?

Zum Beispiel am "Alten Gymnasium" (AG). Auch da geht es eher um die Korrektur der Versäumnisse der letzten Jahre. Das alte Gymnasium hatte im vergangenen Jahr einen umfangreichen Antrag an die Bremer Bildungsbehörde ausgearbeitet, in dem der Bedarf an "IuK-Techniken" für eine zukunftsgerichtete Ausbildung seitenlang begründet wurde: Das Textlabor des AG ist über 10 Jahre alt, die Sprachausbildung findet völlig ohne PC-Unterstützung statt, im Lehrerzimmer steht kein PC, auf dem Lehrer mal eben was ausprobieren oder nachsehen können. Der Musik-Unterrichtet kennt das heute selbstverständliche elektronische Instrumentarium nicht, den Informatik-Raum schmücken sieben ältere Rechner, den müssen sich die sechs Informatik-Leistungskurse teilen, andere Schüler kommen da kaum ran. Für 100.000 Mark wollte das AG seine technische Ausstattung auf einen aktuellen Stand bringen, hatte den Bedarf detailliert aufgelistet - die Bildungsbehörde lehnte das 1999 aber ab. Wenn in Schüler oder eine Schülerin am AG einen PC beherrscht, dann liegt das oft weniger an der Schule als am Elternhaus, sagt die stellvertretende Schulleiterin Christa Sanders-Terhorst. Durch die Spende der Bremer Bank kommt das AG nun endlich an vier neue Pentium-Rechner. Die sollen in den Fremdsprachen-Fachräumen und in den Naturwissenschaften aufgestellt werden. Im Herbst soll das AG auch einen modernen "Multimedia"-Raum bekommen, 70.000 Mark sollen zur Verfügung stehen. Der ersetzt das alte Text-Labor, die 12-Zoll-Bildschirme kommen dann endlich zum Sondermüll. Das AG ist eine von fünf Schulen, die an einem dreijährigen Schulversuch "Multimedia" teilnehmen: Denn Erfahrungen, wie die Geräte sinnvoll im normalen Unterricht (Deutsch, Englisch, Naturwissenschaften, Mathematik) eingesetzt werden sollten, gibt es unter der Bremer Lehrerschaft kaum - woher auch? Insbesondere wenn für 20 Millionen Mark geklotzt werden soll, wie es die SPD-Fraktion vorhat, dann stellt sich die Frage, ob es auch hinreichend Personalk an den Schulen gibt, das mit den SchülerInnen den sinnvollen Umgang üben kann. Wenn die SchülerInnen machen und dazu per Internet Informationen sammeln sollen, dann taten sie das bisher weitgehend zu Hause - sofern sie das ohne Hilfe konnten oder dort Hilfe hatten. Das soll künftig dann auch in der Schule möglich sein. Helfen sollen die PCs aber auch im reinen Sprach-Unterricht. Grammatik am PC zu lernen macht durchaus Sinn: Jede Schülerin hat feed-back, jede hat zu tun, es gibt spielerische Lern-Formen, der Lehrer merkt nicht immer jeden Fehler. Der PC ersetzt nicht die Lehrer, kann aber bei der Vermittlung des Wissens helfen. Für die Lehrer bringt das eine ganz neue Rolle - die sie erst lernen müssen. "Wir haben Lehrer, die haben noch nicht eine Maus in der Hand gehabt", sagt Frau Sanders. Im Jahre 2002, so das Ziel am AG, soll das "ITG-Grundwissen" in der 7. Klasse vermittelt werden, die SchülerInnen sollen schon in der Mittelstufe Auslandskontakte per Internet pflegen und Messergebnisse am PC auswerten. Derzeit fehlen nicht nur die Geräte, auch die Lehrer: "Man müsste auch im Personalbereich klotzen", sagt die stellvertretende Schulleiterin. K.W.


Schulcomputer: teure Netzwerke, aber keine Profis

Statt Spezialisten anzustellen, bildet das Kultusministerium lieber Lehrer zu Technikern aus

VON TORSTEN SCHÖLL

Stuttgarter Nachrichten online


Die Ausstattung der Stuttgarter Schulen mit Computern schreitet mit Siebenmeilenstiefeln voran. Doch von einer professionellen Betreuung der für viele Millionen Mark installierten Netzwerke kann keine Rede sein. Das Kultusministerium trägt die Misere auf dem Rücken der Lehrer aus.

Die so genannte Medienoffensive des Landes Baden-Württemberg zeigt Wirkung: Kein anderes Bundesland verfügt über ein ähnlich dichtes Netz an Schulcomputern. Seit Januar dieses Jahres, so das Kultusministerium, stehe in jeder Schule mindestens ein internetfähiger PC. In Stuttgart sollen es demnächst rund 3400 Geräte sein - landesweit sind es bereits 45000. Aufwendige Online-Angebote wie das Forum Medienpädagogik, ein Service des Landesinstituts für Erziehung und Unterricht, lassen kaum Fragen offen, die sich beim Thema Medienpädagogik den meist lernwilligen Lehrern stellen: Anregungen, Vorschläge, Hilfestellungen satt. Der Integration des PC in den alltäglichen Schulunterricht über das Fach Informatik hinaus scheint demnach kaum noch etwas im Wege zu stehen. ¸¸Wir lernen ständig von Erfahrungen der Schulen'', schwärmt Christoph Hoch, Medienreferent im Kultusministerium.

Die Erfahrungen der Schulen zeigen aber auch anderes: Damit das multimediale Zeitalter an den Lehranstalten ungehindert Einzug halten kann, müssen die hochkomplexen Computernetzwerke zuverlässig funktionieren. Weil das Geld für professionelle Netzwerkbetreuer fehlt (um Stuttgarts Schulcomputer kümmern sich hauptamtlich lediglich zwei Mitarbeiter der Landesbildstelle), zitiert das Land die Lehrer selbst an die Hardware-Front.

Bisher funktionieren die installierten Netzwerke hauptsächlich dort, wo engagierte Lehrer sich privat in die komplizierte Materie eingearbeitet haben. Auch das Kultusministerium hat das erkannt und schickt seit rund zwei Jahren Lehrer zu Fortbildungskursen mit dem Ausbildungsziel ¸¸Netzwerkberater''. Technische Aufgaben, die an Schulen in Schweden, England und Spanien seit langem fest angestellte Vollzeitkräfte erledigen, die keine Lehrer sind, sollen hier zu Lande zukünftig Pädagogen übernehmen. Obwohl den Fortbildungskursen Professionalität nicht abgesprochen wird, hält Michael Sadowski, ausgebildeter Netzwerkbetreuer am Königin-Charlotte-Gymnasium in Möhringen, das Konzept für einen Witz: ¸¸Ohne Vorbildung in Informatik'', so der 41-jährige Mathematiklehrer, ¸¸ist die Aufgabe nicht zu schaffen.'' Allein mit einem mehrtägigen Kurs sei es nicht getan.

Der Kern des Problems, ergänzt Schulleiter Hansbert Bertsch, an dessen Gymnasium vor einiger Zeit die Bildschirme aller Computer über Wochen schwarz blieben, liege aber ohnehin woanders. Dem netzwerkbetreuenden Lehrer werden bisher zum Ausgleich für seinen Aufwand lediglich zwei Unterrichtsstunden pro Woche gestrichen. Die tatsächlich investierte Arbeitszeit liege aber weit höher. Michael Sadowski bestätigt: ¸¸Aufwand und Ertrag stehen in keinem Verhältnis mehr.'' Der oft geäußerte Vorwurf, die Lehrer seien nicht bereit, auch über ihr Deputat hinaus Engagement zu zeigen, greife hier zu kurz: ¸¸Würden wir die betreffenden Lehrer so weit vom Unterricht befreien, wie es in Wirklichkeit nötig wäre'', so Bertsch, ¸¸müsste die Schule neue Lehrer einstellen.'' Das käme das Land aber teurer als angestellte Netzwerkbetreuer. Gespart werde auf Kosten der Lehrer.


Datenschutz-Gesetz fuer Jugendliche und Erwachsene

[http://www.pressetext.at/show.php?pta=000417030]


Ein neues Datenschutz-Gesetz fuehrt in den USA zum hektischen Umbau von Web-Seiten. Das Gesetz, das am Freitag in Kraft tritt, soll den Datenschutz fuer Jugendliche im Internet sichern. Die sonst gar nicht so sehr auf Datenschutz bedachten US-Amerikaner wollen durch dieses Gesetz verhindern, dass ueber die Kinder Informationen zu den Eltern gesammelt werden koennen. Viele Web-Sites in den USA bieten Inhalte fuer Kinder an. Es ist aber gaengige Praxis, dass Kinder beispielsweise erst dann an Online-Spielen teilnehmen duerfen, nachdem sie einen Fragebogen ausgefuellt haben. Teilweise erscheinen dabei auch Fragen nach dem Gehalt oder den Hobbys der Eltern. Solche Vorgehensweisen sollen nun in Zukunft verboten werden. Darueber hinaus duerfen die Betreiber Kindern bis 13 Jahren erst nach einer Bestaetigung der "Surferlaubnis" durch die Eltern Zutritt zu den Angeboten gewaehren. Die Angst, sich strafbar zu machen, veranlasst viele Internetbetreiber dazu, die Seiten neu und gesetzeskonform zu gestalten. Einige wenige begnuegen sich allerdings mit dem Ausschluss der unter 13-Jaehrigen. Experten sehen in diesem Schritt zwar einen Anfang auf dem Weg zu einem sicheren Internet fuer Kinder, weisen aber darauf hin, dass es sehr wohl Moeglichkeiten gibt, diese Regelungen zu umgehen. Wenn zum Beispiel eine Seite nicht nach dem Alter des Surfers frage, koenne der Betreiber auch nicht haftbar gemacht werden, erklaerte Andrew Shen vom Electronic Privacy Information Center http://www.epic.org in Washington.





[internet @ Schule] [news]

@}----->---->---- [8-}) design]